Die Stadt weiter denken
Ausstellungsbereich für "Die Zukunft der Stadt. weiter_gedacht_"
Ausstellungsreihe weiter_gedacht_
Das Technische Museum Wien (TMW) hat gemeinsam mit dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) – nun Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) – eine Austellungsreihe ins Leben gerufen, die sich den brennenden Themen der näheren Zukunft widmet. Eigens für diese Ausstellungsserie wurde ein autonomer sogenannter Ausstellungsapparat mitten in das historische Haus gebaut (Architektur: propeller z). Die flexibel bespielbare Stahlkonstruktion schließt auf allen Ebenen über die bestehenden Galerien an die Schausammlungen an. So dient sie auch als Motor der Erneuerung im Museum: die Sammlungen werden laufend modernisiert unter Berücksichtigung der laufend durch weiter_gedacht_ gesetzten Impulse.
Eröffnungsausstellung Die Zukunft der Stadt
Im Herbst 2016 wurde weiter_gedacht_ repräsentativ mit einer Ausstellung zu den abwechslungsreichen Facetten des Lebens in den Städten eingeweiht: die Stadt als Labor der Zukunft. Die offene und nach Außen gekehrte Architektur des Ausstellungsbereichs unterstrich den Kaleidoskop an Eindrücken noch einmal. Das Architekturbüro PPAG modulierte den Raum selbst als Informationsträger. Die Ausstellung konnte über verschiedene Eingänge betreten oder wieder verlassen werden. Flanieren und konzentrierter Ausstellungsbesuch waren gleichwertig möglich. Auch der Aufzug war in das Ausstellungskonzept integriert und verschiedene Signale drangen nach Außen. So konnte zum Beispiel vom überdachten Innenhof des Museums eine bewirtschaftete vertikale Farm beobachtet werden.
Ausstellungsbereich Gesteuert: Datenverknüpfungen sichtbar gemacht
Lekton hat am Dach des Ausstellungsgebäudes, in einem abgedunkelten Raum mit abgeschrägten Wänden, einen Gegenpunkt zur Materialisierung von Zukunftsthemen im sonstigen Ausstellungsbereich setzen wollen. Es geht um Datenflüsse, digitale Kontrolle, Wahrnehmung, globale Vernetzung und lokale Entscheidungen. Daten sind per se immateriell, eine Abstraktion. So wurde eine Datenvisualisierung entwickelt, die sich bewusst vom Rest der Ausstellung abhebt. Wie in einem “kartesischen Theater” (im Kopf eines Beobachters sitzt ein kleinerer Betrachter und sieht als Homunkulus, was so durch die Augen des Ersten kommt) besinnen sich die Besucher:innen und wachsen gleichzeitig über sich hinaus. Vom hier und jetzt in der Umgebung des Technischen Museums führt die interaktive Präsentation in einer Schleife in den Weltraum, dann in eine globale Überschau und schließlich über die Daten aus europäischen Städten zurück an den Ursprung: Sensoren, welche in Echtzeit Temperatur, CO2-Gehalt oder Luftfeuchtigkeit im Ausstellungsbereich messen. Man sieht unterschiedliche Grafiken auf zwei Bildschirmen. Diese Bilder ergänzen sich. Hinter jedem “Hauptbild” kann darüber hinaus ein “Gegenschuss” über einen Touch-Screen ausgewählt werden. Hinter Daten verstecken sich weitere Daten: Diebstähle hinter Besitzverhältnissen oder eine Bevölkerungsentwicklung, die in Wien mit den historischen Verläufen der Donau und den Energieflüssen in der Stadt korrespondiert. Die Interaktion ist minimal gehalten, so dass auch bei größerem Andrang die meditative Stimmung und die Reflexion über die Daten nicht gebrochen werden. Was haben uns Daten eigentlich zu sagen? Das muss jede für sich entscheiden.
Für die interaktive Show aus Open Government Data und Echtzeitmessungen aus Sensoren hat Matthias Kronberger von doloops einen eigens für diesen Anlass konzipierten Server (Erlang/Elixir) entwickelt. Die einzelnen Visualisierung beziehen ihre Daten vom Server über abgelegte Datensätze oder live über Web Sockets. Das System ist stabil genug gebaut, damit es ohne nennenswerte Nachjustierungen über die gesamte Ausstellungszeit laufen kann. Die einzelnen Visualisierungen sind aus einer Vielzahl von Web-Technologien erstellt (D3.js für die flächigen, dynamischen Darstellungen, Three.js für die 3D-Grafiken, usw.). Einiges an technischer Komplexität lässt unaufdringlich in den Köpfen der Betrachter:innen Schlussfolgerungen zum Vorschein kommen.